Die Weibchen der südlichen Flaschenschwanz-Tintenfische heben Spermien nach der Paarung gern eine Weile auf. Allerdings verfügen sie, im Gegensatz zu anderen Tintenfisch-Arten, über keinen speziellen, besonders sicheren Speicherplatz dafür im Körper. Stattdessen landet das Samenpaket in einer Art Backentasche. Und so kommt es durchaus vor, dass ein Weibchen die Spermien gar nicht zur Befruchtung nutzt, sondern als nährreichen Snack. Für die Männchen ist das natürlich ärgerlich - sie verlieren so nicht nur eine Chance auf Nachwuchs, sondern haben auch Energie in die Spermienproduktion investiert, die dann einfach weggefuttert wird.
Australische Biologen haben das Verhalten der kleinen Sepien-Art, die in südaustralischen Gewässern vorkommt, genauer erforscht. Im Fachmagazin "Biology Letters" der britischen Royal Society berichten sie von einem klaren Nachweis, dass die Weibchen tatsächlich Spermienpakete verspeisen.
Ein Jahr, ein Leben
Benjamin Wegener von der Monash University im australischen Clayton und seine Kollegen sammelten für den Nachweis einige junge Exemplare der Art Sepiadarium austrinum ein und hielten sie in Labor-Aquarien. Sie konnten sämtliche Tiere für das Experiment im April einfangen: Zu diesem Zeitpunkt sind nämlich alle südlichen Flaschenschwanz-Tintenfische nicht nur jung, sondern auch Jungfrauen.
Die Art hat ein kurzes Leben, es dauert nur rund ein Jahr. Im Januar findet man die ersten kleinen Sepien in den Küstenregionen - auch ausgewachsen sind die Tierchen nur ein paar Zentimeter lang. Ab Mai bilden die Männchen Spermatophoren, die Spermienpakete und ab diesem Zeitpunkt sind auch die ersten Paarungen zu beobachten.
Die Weibchen entwickeln allerdings erst ab Mitte Juni reife Eizellen; sie können in den folgenden Monaten mehrmals befruchtete Eier an einer geeigneten Stelle im Wasser ablegen. Noch bis in den November hinein finden fortpflanzungswillige Tintenfische zusammen - die Männchen entfernen übrigens bei der Paarung Samenpakete von Konkurrenten, die das Weibchen noch mit sich herumträgt. Im Dezember schließlich endet das Sepien-Leben. Die erwachsenen Tiere sterben. Was bleibt, ist ihr Nachwuchs, der im folgenden Jahr den Zyklus wiederholt.
Im Labor fütterten die Forscher einige Männchen mit speziellem Futter, das mit dem radioaktiven Kohlenstoff-Isotop C14 angereichert war. Dieses C14 findet seinen den Weg aus der Nahrung in danach produzierte Spermatophoren. Nach der Paarung dieser Männchen mit Weibchen zeigte sich klar: Die Weibchen fraßen einen Teil der Spermienpakete, anstatt damit ihre Eier zu befruchten - denn es fanden sich Spuren des Isotops im Körpergewebe der Tiere.
Wegener und seine Kollegen erforschten auch, was die Männchen tun, um diesem Verhalten entgegenzuwirken. Unter anderem paaren sie sich vorzugsweise mit großen Weibchen sowie mit welchen, die gerade über unbefruchtete Eizellen verfügen - in beiden Fällen sinkt das Snack-Risiko.
Möglicherweise birgt der Prozess weitere, noch unbekannte Details. So wäre es möglich, dass die Weibchen beim Fressen die Qualität der Spermien abschätzen können. Oder dass die Männchen Substanzen produzieren, die das Verhalten des Weibchens beeinflussen, falls es die Spermien frisst. Diese und weitere Hypothesen müssten noch überprüft werden, sagt Wegener.
Während er Spermien-Verzehr nun einwandfrei nachgewiesen hat, muss Wegener bei einer anderen Frage allerdings passen: Welche größeren Meeresbewohner die kleinen Tintenfische in Gänze verspeisen. "Ich habe noch nie gesehen, dass sie gefressen werden", schreibt er in einer E-Mail an SPIEGEL ONLINE. "Wenn sie gestört werden, produzieren sie große Mengen zähen Schleims, der sie ziemlich ungenießbar macht." Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass Fische - und größere Tintenfische - sie jagen.
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tintenfische-das-dilemma-mit-dem-spermien-snack-a-903619.html
Möglicherweise birgt der Prozess weitere, noch unbekannte Details. So wäre es möglich, dass die Weibchen beim Fressen die Qualität der Spermien abschätzen können. Oder dass die Männchen Substanzen produzieren, die das Verhalten des Weibchens beeinflussen, falls es die Spermien frisst. Diese und weitere Hypothesen müssten noch überprüft werden, sagt Wegener.
Während er Spermien-Verzehr nun einwandfrei nachgewiesen hat, muss Wegener bei einer anderen Frage allerdings passen: Welche größeren Meeresbewohner die kleinen Tintenfische in Gänze verspeisen. "Ich habe noch nie gesehen, dass sie gefressen werden", schreibt er in einer E-Mail an SPIEGEL ONLINE. "Wenn sie gestört werden, produzieren sie große Mengen zähen Schleims, der sie ziemlich ungenießbar macht." Es sei aber sehr wahrscheinlich, dass Fische - und größere Tintenfische - sie jagen.
Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/tintenfische-das-dilemma-mit-dem-spermien-snack-a-903619.html
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